Umweltschutz: Tempo 30 ist Quatsch

Man könnte behaupten, dass das Wort „Krise“ in den vergangenen Monaten zu inflationär benutzt wurde. Ich denke, wir leben in einer Zeit voller Krisen, nur dass diese in den letzten Jahren nicht zwingend vor unserer Haustür stattfanden. Wir erkennen mittlerweile den Ernst der Lage mit unserer Umweltkrise und Coronakrise an und reagieren meist besonnen.
Unsere Augen dürfen wir, bei aller Liebe zu unseren Mitmenschen und Hobbys, vor beidem nicht schließen. Auf einer Auto-Webseite möchten wir uns nun primär dem Thema Autos widmen und vielleicht unseren Horizont erweitern, daher nun das wichtige Thema Umweltschutz.

Umweltschutz: ja, Tempolimit 30: nein!

Leider wurde der Ruf nach einem innerstädtischem Tempo-30-Limit immer größer um die Umwelt zu schützen. Wenn sich die lieben Politiker etwas intensiver mit dem Thema beschäftigt oder einfach die nötige Kompetenz es einschätzen zu können, hätten, dann würden sie merken, dass es absoluter Quatsch ist. Ich frage mich, warum die Experten sich hier nicht zu Wort melden? Jeder Physiker und Inginieur aus der Automobilbranche weiß, dass ein innerstädtisches Tempolimit von 30 km/h die Umwelt stärker belastet als würde man mit Tempo 50 fahren.

Autos verbrauchen bei Tempo 50 mehr Kraftstoff als bei Tempo 30

Allgemein sagt man, dass je schneller man fährt, umso mehr Kraftstoff verbraucht ein Auto.
Diese Regel ist soweit (halbwegs) richtig aber nur eine Faustformel für eine Fahrt im höchsten Gang.
Ein Auto mit Verbrennungsmotor arbeitet am effizientesten in dem Drehzahlbereich, in dem er den größten Wirkungsgrad hat. Dieser Wirkungsgrad liegt bei Verbrennungsmotoren zwischen 1.500 und 2.500 U/min. Bei dieser Drehzahl verbracht das Auto während der Fahrt am wenigsten Kraftstoff. Das kann man heutzutage auch wunderbar in den Boardcomputern nachlesen, wenn man die Geschwindigkeit hält – beim Ausprobieren unbedingt sicherstellen, dass man den Verkehr nicht gefährdet!
Die meisten Autos fahren in der 30er-Zone zwischen dem 2. und 4. Gang.
Bei gleicher Drehzahl verbraucht der Motor in etwa gleich viel Kraftstoff. Wenn man nun in einem höheren Gang fährt, hat man die gleiche Drehzahl, legt aber mehr Strecke pro Motorumdrehung/Einspritzzyklus zurück, weil man bei gleicher Motordrehzahl schneller fährt.
Die schlauen Füchse werden nun behaupten, dass bei steigender Geschwindigkeit der Luftwiderstand steigt und das Auto somit mehr verbraucht. Diese Behauptung ist auch absolut richtig, jedoch spielt in diesem niedrigen Geschwindigkeitsbereich die Luftwiderstand kaum eine Rolle. Bei diesen Tempi spielen andere Widerstände, bestehend aus diversen Kräften, zusammengefasst als Rollwiderstände die größte Rolle und diese ändern sich bei diesen Geschwindigkeiten nicht. Erst ab ca. 100 km/h überschneiden sich die Kurven zwischen Rollwiderständen und dem Luftwiderstand.
Ich erspare euch hier die komplette physikalische Berechnung und vergleiche einfach mal die benötigte Kraft für einen Kompaktklasse bis Mittelklasse-PKW bei 30 und 50 km/h, einer Stirnfläche von 2,26 m², cw-Wert von 0,28 und einem Gewicht von 1.500 kg.

30 km/h = ~0,36 kN
50 km/h = ~0,41 kN


Wir sehen, dass wir bei 50 km/h nun ~14 % mehr Kraft brauchen ;), doch dafür kommen wir aufgrund der höheren Geschwindigkeit ~67 % weiter, da wir die 50 km/h mit gleicher Drehzahl wie bei 30 km/h, aber in einem höheren Gang fahren.
Nein, das ist kein Taschenspielertrick oder Magie, sondern einfache von Politkern und derer kompetenten Berater nicht verstandene Physik.

Vielleicht erinnert sich die eine oder andere Person noch an das Fahrrad mit Gängen. In den unteren Gängen legte das Rad bei einer Pedalumdrehung eine kürzere Strecke zurück, als in einem höheren Gang – genauso ist es bei einem Auto auch. Bei einer Motorumdrehung (auch wenn es tausende pro Minute sind), legt der Autoreifen in einem höheren Gang eine größere Strecke zurück.

Konstruktive Lösungsvorschläge

Ja, meckern können sie ja alle, doch was schlägt man denn vor? Ich bin kein führender Experte im Mobilitätsbereich und habe nicht am MIT studiert, doch die Berücksichtigung einiger physikalischer Gesetze bei der Planung unserer Mobilitätsmöglichkeiten, würden schon helfen. Wenn auf den wichtigsten innerstädtischen Straßen ein variables Tempolimit zwischen 40 und 70 km/h gelten würde, das sich der Verkehrssituation anpasst und an die Ampelschaltung gekoppelt ist, wäre schon viel getan. Man müsste nicht an so vielen roten Ampeln stehen und der Verkehr würde rollen. Wichtig zu wissen ist, dass das Auto am meisten Kraftstoff beim Beschleunigen verbraucht (schaut mal – ohne dabei den Verkehr zu gefährden – in den Boardcomputer, wenn ihr im ersten oder zweiten Gang beschleunigt). Jede Beschleunigungsphase treibt den Durchschnittsverbrauch stark nach oben.
Es gibt bereits Städte, wie z. B. Düsseldorf, bei denen es eine „programmierte“ Ampelschaltung gibt. Sofern man sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen (zwischen 50 und 70 km/h) hält, so schafft man es problemlos mehrere km ohne anzuhalten zu fahren und hat eine umgangssprachliche „grüne Welle“. Durch das Fehlen der Beschleunigungsphasen, werden auf diesem Weg deutlich weniger Schadstoffe in die Luft geblasen. Fährt man zu schnell oder zu langsam trifft man irgendwann auf eine rote Ampel. Hier steckt eine menge Potenzial um den Verkehr fließen zu lassen und Staus zu vermeiden.

Mein Fazit

Wir haben nur eine Erde, die wir schützen müssen und daher unseren Konsum hinterfragen sollten. Doch den Autofahrer, der nur einen geringen Bruchteil der Schadstoffe verursacht, als Sündenbock darzustellen oder ihn in seinem Handeln – unter dem Vorwand des Umweltschutzes – zu beschränken, halte ich für den falschen Weg. Ich bin ein Befürworter von 30er-Zonen in Wohnsiedlungen mit schmalen Straßen, bei denen die Verkehrssicherheit höchste Priorität genießt.

Im Endeffekt trägt unser aller Konsum zum Umweltschutz am meisten bei.
[Vorsicht Ironie]
Man könnte ja verbieten auf Kreuzfahrten zu gehen – diese riesigen Schiffe schädigen der Umwelt extrem. Oder auf Flugzeugreisen könnten die ganzen Urlauber verzichten. So eine Reise nach Thailand, Bali, Australien, die USA oder „Dom-Rep“ ist doch genauso unnötig, wie ein Sportauto oder großes SUV. Flugzeuge sind besonders umweltunfreundlich. Hinterfragt mal Charterflüge oder die Businessreisen jeglicher Menschen. Im Zeitalter des Internets und der Cybersecurity, können Meetings doch auch als Videokonferenz gehalten werden. Auch Fernsehr, die größer als 42″ sind könnte man verbieten – wer braucht denn schon einen noch größeren Fernseher? Je größer der Fernseher, umso mehr Strom wird verbraucht. Was ist denn mit den Smartphones … oder der modischen Kleidung, die eine Weltreise mit unglaublich schlechtem CO2-Fußabdruck hinter sich bringen. Denkt an den Konsum von Obst und Gemüse, das über die ganze Welt transportiert wird! Vielleicht sollte man diesem ganzen auch einen Riegel vorsetzen? Jetzt denkt man sich, dass das alles doch gar nicht geht und sehr viele in „ihren Freiheiten“ beschneiden würde. So geht es aktuell auch einigen Autofahrern – und ich rede hier nicht von den Pendlern, die auf das Auto angewiesen sind.
Doch nun kommt das Totschlagargument: Jedes kleine bisschen hilft und wir müssen solidarisch am selben Strang ziehen. Wo zieht man nun also die Grenze, was nötig ist und was nicht? Auf was kann und möchte ich der Umwelt zuliebe verzichten?
[Ironie aus, oder vielleicht war es doch nicht so ironisch gemeint?]

An dieser Stelle möchte ich an euren Verstand appellieren: Hört bitte mit dem ganzen schwarz-weiß-Denken auf bzw. legt eure extremen Ansichten und Positionen nieder bzw. wandelt diese in eine überlegte nachhaltige Haltung!
Natürlich erzielt man, an eigenen Interessen gemessen, ein besseres Verhandlungsergebnis, wenn die eigenen Forderungen zunächst möglichst überzogen/übertrieben sind und man sich im Endeffekt immer „irgendwo in der Mitte trifft“. Doch diese Extreme polarisieren, sie treffen emotional, schüren Hass und führen nur noch zu emotionalen, nicht rationalen Entscheidungen. In meinen Augen spalten sie unsere Gesellschaft noch mehr, als sie jetzt schon ist. Sie sorgen leider dafür, dass die ganze vorhandene Energie in ein Gegeneinander und nicht in ein nachhaltiges Miteinander eingesetzt wird. In diesem Sinne; nutzt die Energie, die ihr habt um über einen nachhaltigen Umgang mit unserer geliehenen Welt, auf der noch viele andere Menschen lange leben möchten, nicht nur zum Diskutieren sondern auch zum Handeln.

3 Antworten auf „Umweltschutz: Tempo 30 ist Quatsch“

  1. Endlich mal jemand, der das Thema physikalisch nüchtern und nicht ideologisch aufgeheizt betrachtet! Ich stimme dem gesagten vollkommen zu.
    Z.B. in Freiburg /Breisgau ist die gesamte Ortsdurchfahrt auf der B31 auf Tempo 30 gesetzt und zusätzlich als „rote Welle“ installiert. Wenn man noch weiß, daß Benziner wie Diesel bei diesem Tempo miserable Wirkungsgrade von ca. 15% haben, sieht man, welchen Bärendienst die grünen Stadtväter der Umwelt erweisen. Weitere Beispiele gibt es leider jede Menge.
    In den 1980er Jahren gab es in (Ost-)Berlin bereits eine funktionierende grüne Welle! Der Verkehr wurde am Autobahnende in Adlershof „gebündelt“ und rollte dann bei Tempo 60 non-stop als Pulk bis in die Stadtmitte. Darüber sollte man im ebenfalls grünen Stuttgart (Neckartor sorgt für Dieselfahrverbote) mal nachdenken!

    1. Hallo Rolf, lieben Dank für deinen konstruktiven Kommentar und die netten Worte.
      In den letzten Jahren war ich regelmäßig beruflich in Düsseldorf und auch dort konnte man mehrere km eine grüne Welle nutzen, die einen flüssigen Verkehr gewährleistet hat – oder es zumindest versucht hat. Leider gab es immer wieder Verkehrsteilnehmer, die dann statt der angegebenen 50 bzw. 60 km/h im Schnitt ca. 10 km/h langsamer gefahren sind. Spätestens an der 3. oder 4. von 20 Ampeln musste man stehenbleiben. Dies geschah im Schnitt eher an 2 bis 3 Tagen pro Monat und der Verkehrsfluss lief optimal. Gleichzeitig wirkte es sich auch positiv auf den „Spritverbrauch“ aus. Am Ende des Tages verbrauchte man im Schnitt weniger als 5 l Diesel, wenn alles funktionierte. Bei Stop & Go durch „Verkehrshindernisse“, lag dieser schnell 20 % höher.
      Wenn dir dieser Artikel oder die weiteren gefallen, darfst du die Seite natürlich gerne verlinken und weiterempfehlen 😉

      Viele Grüße vom Automobil-Guru

  2. Verrückt, wer hätte ahnen können, das ein Verbrenner auf 50km/h hin optimiert wurde.

    Zufälle gibt es: gerade 50.

    Fahr die gleiche Runde doch nochmal mit dem eAuto.

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